Für und Wider einer Stehhilfe

Von lecosys

Der Deutschen Lieblingskrankheit ist Rücken. Zumindest bei der Gattung Schreibtischtäter. Längst hat es unsere Unbeweglichkeit am Arbeitsplatz zur Omnipräsenz in den Medien geschafft. Daraus resultierend werden uns immer neue Gegenstände angedient, die nach neuesten Erkenntnissen zwangsläufig zur Büroeinrichtung gehören sollten. Eine davon ist nun verstärkt die Stehhilfe. Was nach Rollator ohne Rollen klingt, ist in Wahrheit ein Stuhl, auf dem man nicht sitzen kann.

Sitzen, stehen oder beides?

Dass Positionswechsel bei der Büroarbeit der Gesundheit zuträglich sind, ist erwiesen. Dauersitzen ist schlecht für unsere Wirbelsäule und die Durchblutung der Beine. Dauerstehen wiederum ist kurzfristig in den Füßen und langfristig in Muskeln, Sehnen und Gelenken und im Kreislauf spürbar. Der Kompromiss in der Büroeinrichtung zwischen höhenverstellbarem Schreibtisch und orthopädischem Bürostuhl scheint also die Stehhilfe zu sein. Sie sorgt dafür, dass wir an unserer Sitzhaltung arbeiten müssen. Rumlümmeln kann man auf diesem Sitzmöbel jedenfalls nicht. Das Fehlen jeglicher Möglichkeiten, die uns Halt geben, animiert unsere Körpermitte zur Anspannung. Unsere Bauch- und Rückenmuskulatur bekommt plötzlich etwas zu tun. Vor allem die tiefen Bauchmuskeln, die maßgeblich an einer stabilen Körpermitte beteiligt sind, werden beansprucht. Des Weiteren verteilt sich die Belastung zu einem großen Teil auf die Füße und die Beine. Das fördert die Durchblutung und entlastet den Rücken- und Beckenbereich.

Fazit: Geht so!

Es gibt eine Faustregel, die besagt, wir sollen zu 60 Prozent sitzen, 30 Prozent stehen und 10 Prozent gehen. Ob eine Stehhilfe dem gerecht wird, sei mal dahingestellt. Für sie spricht, dass sie zu aktivem Sitzen anregt und Veränderungen in der Position ermöglicht. Eigentlich ist sie aber nur eine halbgare Lösung, die anfänglich mit einer gewissen Euphorie zum Einsatz kommt. Nach geraumer Zeit lässt diese aber wieder nach, zumal das Sitz-Stehen darauf nicht wirklich bequem ist. Der innere Schweinehund gewinnt die Oberhand und wir fallen zufrieden in unseren eigentlichen Bürosessel. Wer seine Büroeinrichtung um eine Stehhilfe erweitert, muss Disziplin an den Tag legen. Sonst mutiert sie schnell zum schmucklosen Deko-Objekt.