Großraumbüros: Erwartungen und Realität
Die Idee des Großraumbüros kam in den 60-er Jahren nach Deutschland und schien nur positive Aspekte sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer zu haben. Die ersten Großraumbüros hatten keine Trennwände, Schreibtische, ähnlich wie Konferenztische, ohne die üblichen Kastenunterbauten aus Schubläden, standen scheinbar planlos im Raum verteilt.
Große Erwartungen
Großraumbüros versprachen sehr große Geldersparnisse für Arbeitgeber. Bau und Einrichtung, Renovierung und Reinigung von Großraumbüros waren erheblich billiger als von Einzelbüros. Darüber hinaus konnte die Raumfläche viel effektiver genutzt und nach Bedarf flexibel umgestaltet werden. Großraumbüros boten mehr Transparenz. Der Chef hatte mehr Überblick darüber, wer produktiv arbeitete, und konnte dem Angestellten ab und zu über die Schulter gucken, um die Zwischenschritte zu kontrollieren. Die Arbeit sollte viel schneller erledigt werden. Die Vorgänge wanderten flott von einem Bearbeiter zu dem anderen, Rückfragen konnten ohne Verzögerung geklärt werden, weil jeder sah, was der andere tat und man ihn ihn direkt ansprechen konnte. Es wurde vermutet, dass die Angestellten viel motivierter arbeiten und die Chancen der besseren Kommunikation effektiv für die Arbeitsprozesse nutzen würden. Eine optimale Leistungssteigerung wurde von den Angestellten erwartet, welche durch Begeisterung und Arbeitsfreude erbracht werden sollte.
Realität
In der Realität sind viele Vorteile von Großraumbüros durch große Nachteile überschattet. Es hat sich herausgestellt, dass Angestellte, die in Großraumbüros arbeiten, viel öfter krank werden und sich schnell nervös, gereizt und angespannt fühlen. Viele empfinden, dass sie manipulierbar und auswechselbar sind und zu einer entpersönlichten Arbeitskraft werden, und verlieren die Illusion, etwas Besonderes zu sein. Erkältungskrankheiten, Kopfschmerzen und Sehstörungen sind oft Symptome des inneren Unbehagens, dessen Ursachen mit technischen Mitteln und Komfortausstattung des Arbeitsplatzes nicht bekämpft werden können. Das Gefühl, ständig auf dem Präsentierteller oder in einem Glashaus zu sitzen, raubt die Motivation zur Arbeit. Durchsichtige Trennwände, Schreibtische, die wie Konferenztische keinen Sichtschutz für die Beine bieten, vermindern zwar den Geräuschpegel, nehmen aber dem Angestellten seine Privatsphäre weg.
Büro von morgen
Die Erkenntnisse über Großraumbüros müssen bei der Zukunftsplanung auf jeden Fall miteinbezogen werden, damit die Nachteile möglichst gering ausfallen und die Vorteile voll zur Geltung kommen. Nur dann kann eine produktive Arbeit in einem Großraumbüro garantiert werden.